Die 50er Jahre

Im Protokoll über die Fasnet 1950 ist vermerkt: "auch die Fasnetrufer hatten im Großen Meyerhof einen ausgezeichneten Abend". Der Kappenabend lief in gewohnter Weise mit dem "Rätschentanz", der "Schnitzelbank" und der "treuen Tekla" ab. Die Freiburger Zeitung schrieb über den 28.01.1950: "ein gewaltiger Rätschenlärm hob an, als die Fasnetrufer zu Erznarren der Breisgauer Narrenzunft ernannt wurden". Somit war, was schon lange bekannt, nun schriftlich besiegelt.

Wie 1950, nahm auch die Fasnet 1951 ihren Lauf, wobei schon damals die GEMA ihren Tribut von DM 6,50 forderte. Der 17.01.1951 wurde als Termin für die Fasneteröffnung festgelegt. Für einen Eintrittspreis von DM 1,50 konnte man dem Abend beiwohnen (Zünftlerfrauen zahlten nur DM 1,--). Neu war beim 51er-Umzug ein Umzugswagen der Fasnetrufer. Er zeigte das Wasserschlössle und den Zunftkassier Sepp Heringer werbend für eine bekannte Freiburger Privatbrauerei (Umzugswagen der Fasnetrufer 1951 auf der Schwabentorbrücke in Freiburg, Abb. links). Im gleichen Jahr wurde eine neue Satzung verabschiedet und am 10. September 1951 wurde der 22jährige Zünftler Hansjörg Weber einstimmig zum neuen Zunftvogt gewählt.

Der "Nachwuchs" war nicht mehr aufzuhalten. Im Jahre 1952 stießen Zünftler wie Dieter Kleine, Horst Schüler und Heinz Andris zur Zunft. Die Operation am Dienstag, mit Prof. Weber und Assistent Lazzarini blieb jedem im Gedächtnis; ebenso das gemeinsame Gurkenessen mit den Blauen Narren. Zuvor wurde den Fasnetrufern bei der Ausgrabung der Ignatz entwendet. Statt im "Särgle" zu liegen, das am Schloßberg ausgegraben wurde, hängte er in einem Baum und man hatte Mühe, ihn in seine angestammte Position zu bringen. Nichts desto trotz, auch diese Fasnet war für die Zunft wie immer ein schönes Erlebnis.

Fasnetsveranstaltungen in der "Lieben Hand" und in der "Harmonie" bleiben stets im närrischen Gedächtnis. 1953 führte die Zunft den neuen Hausorden, den auf Leder aufgebrachten Flecklehäskopf, ein. Am 06.11.1953 wurde er an die Zünftler übergeben.

Die Flecklehäsmusik "Fasnetrufer Blechmusik" formierte sich 1954 neu und mit Bernhard Rösinger Senior, Fritz Tölle, Josef Früh und Hansjörg Weber wurde eine "neue Zugnummer" für die Bühne gefunden. An Ehrengästen konnte man Bürgermeister Fritz Schieler, Obristzunftmeister Harry Schäfer, Ministerialdirektor Franz X. Rappenecker begrüßen. Nicht zu vergessen Franz Spiegelhalter, Dr. Karl Motsch und Erwin Krumm, denen wir heute noch dankbar sind für ihre Aufbautätigkeit und Verbundenheit zur Fasnet. Als am Schmutzigen-Dunnschdig Major Brueli (Hansjörg Weber) und Adjutant Dummerbub (Rolf Wandres) mit Kanonen auf "Spatzen" zielten, war es wieder eine gekonnte, gelungene Fasnet.

Die 50er Jahre waren die Jahre des Umbruchs und der Neuerungen. Die Freiburger Fasnet weitete sich aus, neue Zünfte wurden gegründet und die Fasnetrufer standen Pate. Veranstaltungen wie auch der 11.11.1954 waren ohne die Fasnetrufer nicht denkbar. Viele Themen, die auch heute wieder aktuell sind, wurden glossiert. Die Freiburger Zeitung schrieb: "es gab zwar noch keine Bütt, dennoch wurden bereits einige boshafte, sarkastische Verse vom Stapel gelassen. Die Straßenbahn-Tariferhöhung fand ihren ulkigen Niederschlag in einem von Hansjörg Weber kreierte Liedchen.

In die Fasnet 1955 gings mit dem Motto: "Lache, bevor's euch vergoht". Die Lalli-Zunft aus Freiburg-Herdern feierte ihr 25-jähriges Bestehen und die Fasnetrufer durften als "Getti" selbstverständlich nicht fehlen.

Da das Flecklehäs immer mehr Anhänger und Freunde, vor allem unter den Kindern fand, wurde in der Zeitung eine Nähanleitung zur Herstellung eines Flecklehäs abgedruckt. Danach konnte jede Mutter, unter Anleitung von Hanni "Käpsele" Marquart für ihren Sprößling ein Häs nähen. Aber auch die "Großen" waren in ihrem Element. Narrentreffen in Kirchzarten und Oberwinden pflegten die närrische Freundschaft über die Stadtgrenzen hinaus.

Zur Unterhaltung aller entstand 1955 der Schunkelwalzer "So lang es nicht schnackelt" aus der Feder von Fasnetrufer Fritz Tölle und Hansjörg Weber. Ein Höhepunkt der Fasnet 1955 war der 5. Oberrheinische Narrentag. Die Fasnetrufer wirkten an erster Stelle mit. So schrieb die "Freiburger Rundschau": "...wir hoffen, die treffliche politische Schnitzelbank der Fasnetrufer in intimerem Rahmen noch einmal zu hören...".

Doch auch unterm Jahr war die Zunft aktiv. Es wurden Wanderungen zur "Luisenhöhe", zum "Kohlerhof", "Ravennaschlucht" u.a. unternommen. Das Jahr war ausgefüllt, dennoch fieberte man der Fasnet 1956 entgegen. An dieser Fasnet waren die Fasnetrufer Gast der "Badenia 1900 e.V." in Karlsruhe und am 29.01.1956 reiste man in Riedlingen zum Narrentag an. Neue Zünftler stießen dazu, so wurden am Schmutzige-Dunnschdig Werner Weiler und Hans Speck Aktive der Zunft.

Das närrische Jahr endete erst im Oktober mit der 3. Haupttagung des Bundes Deutscher Karneval in Köln. Neben den rheinischen Frohnaturen wie Jupp Schmitz oder den Mainzer Hofsängern traten die Erznarren von Freiburg in Erscheinung. Die Kölner Tageszeitung vom 15.10.1956: "...die Freiburger Erznarren - phantastisch kostümiert und mit originellen Holzmasken - zeigten mit ihrem Rätschentanz, daß die Freiburger Fasnacht eine große Tradition verkörpert". "Vor über 4000 Gästen tanzten die Fasnetrufer, begleitet vom 1. Kölner Handharmonika- und Akkordeon-Orchester (die Freiburger Musiker Günter Beeger und Hans Kretzmeier mußten, da sie wegen eines Verkehrsunfalls auf der Autobahn nicht rechtzeitig in Köln sein konnten, durch die "Kölner" ersetzt werden) und ernteten stürmiscvhen Beifall", so die Badische Zeitung vom 17.10.1956.

Die Fasnet 1957 konnte nicht mit dem 11.11. beginnen. Der Aufstand in Ungarn machte den Narren einen Strich durhc die Rechnung. Der offizielle Auftakt wurde am 12.01.1957 nachgeholt. Neue Zünftler wie Paul Habura, Richard Fahr und Othmar Grether stießen zur Zunft und die Fasnetrufer präsentierten sich mit einem neuen Plakat für den Zunftabend am 02.02.1957. Eine weitere Neuerung, die das alemannische Brauchtum der Zunft zeigte, war 1957 die Wiedereinführung des Scheibenschlagens auf dem Hirzberg. Dieser alte Brauch, der in Freiburg bereits seit 1606 nachgewiesen ist, wurde auf Anregung durch Zünftler Heinz Kai freudig aufgenommen.

Doch nicht nur "Brauchtum", sondern auch "Leichtsinn" brachte mancher Zünftler an den Tag. So wurde am Rosenmontagsumzug einer Zuschauerin durch "überschwenglich-närrisches Tun" von einem Zünftler 3 Rippen eingedrückt, was zur Folge hatte, daß die Zunft DM 50,-- Schmerzensgeld zahlen mußte.

Weniger schmerzhaft ging es am 28.05.1957 zu, als die Fasnetrufer gegen die Waldseematrosen ein Fußballspiel ausfochten. Wer es gewonnen hat weiß heute keiner mehr. Für die Fasnetrufer gab es ein "neues Gemälde" in der Alten Burse. Ein Wandfries, von Richard Fahr künstlerisch gestaltet, wurde über dem Flecklehäs-Tisch angebracht (Abb. rechts).

Die Fasnet 1958/59 verlief närrisch in alter Tradition. Programmnummern wie "Jodele und Mecki", die Putzfrauen "Frau Beseli und Frau Stäubli" (Roland Binder/Werner Müller), die Schnitzelbank u.v.a. hatten sich in der Freiburger Fasnet etabliert. Die Zunft war am Anfang eines neuen Jahrzehnts, das so manchen weiteren Höhepunkt bringen sollte. Unter Leitung von Zunftvogt Hansjörg Weber und Oberzunftmeister August Fritz sah man voll närrischer Freude und Tatendrang in die 60er Jahre.