Die Jahre 1993 und 1994

Am 23.1.1993 war es wieder soweit. Die Rätschen krachten und die Masken grinsten, als die Fasnetrufer im Kolpinghaus einmarschierten. Als Ehrenmützenträger hatte man den Leiter des SWF-Landesstudios Freiburg, Wolfgang Heidenreich erkoren.

Mit einem neuen Partner (Karl Heinz Metzger) trat „Muckel“ Rösinger als „zwei abgeblitzte Freier“ auf, Markus Weber erzählten von seinem „Meniskusschaden“ und Ronald Binder blödelte „ohni g’loge“ wie immer gekonnt in der Bütt. Die „Müllinspektion“ brachte so manchen „Unrat“ zu Tage und die Hackepeter waren wieder unschlagbar. Zunftfreund Heinz Schäfer wurde mit der Bleiglasscheibe und Dr.Elmar Zürcher mit der Gönnermütze geehrte, bevor die Kapelle „Domino“ (seit einige Jahre die „Hauskapelle“ der Zunft als Nachfolger der „Cantaris“) zum flotten Tanz aufspielte.

444 Jahre Möhringer-Fasnet zogen die Fasnetrufer in den „äußersten Zipfel“ des badischen Landes. In den 50-er Jahre wurde die Narrenfreundschaft bereits begründet. Beim närrischen Staatsempfang in Stuttgart erlebte man Vizevogt Markus Weber erstmals „sprachlos“. In Ermangelung eines Kugelschreibers bat er einen „vermeintlichen Landesbeamten“ um dessen Schreibwerkzeug, um Herzli für die Damen zu signieren. Als dieser Herr etwas ungeduldig nach seinem Kuli fragte, bekam dieser zur Anwort: „Ja noch so fünf bis zehn Minute‘“. Als es dann doch etwas zu lange ging, tippte der graugekleidete Herr Markus Weber auf die Schulter und meinte: „Behalten sie den Kugelschreiber und sehen sie ihn als Geschenk des Herzogs von Württemberg“. Hier blieb im „kleine Weber“ die Spucke weg, bis er dann in aller Form reagierte und sich bedankte: „Vielen Dank, Königliche Hoheit!“ – So kummt ma zu me edle Kugelschreiber.

Auch die Kappensitzungen liefen in Freiburg wieder wie gewohnt. Die Hackepeter wurde für 20 Jahre aktiver Bühnentätigkeit mit dem „goldenen Rätschenorden“ der BNZ ausgezeichnet und das Quartett wurde, durch das Ausscheiden von Rudi Ganter mit Mario Kricheldorf als Gitarrist verstärkt.

Der Narrenbaum stand pünktlich am Schmutzigen Dunnschdig 18.11. Uhr auf dem Rathausplatz und einem narrenfrohen Ablauf der Fasnet stand nichts mehr im Wege. Das mittlerweile „obligatorische“ Fasnetsmendigsfrühstück der Taganrufer in der Unterwiehre wurde bei OB Böhme eingenommen und man plauderte angeregt bis die Ratsuppe begann, die wieder von Peter Kalchthaler und Markus Weber ins rechte „Programm“-Licht gesetzt wurde. Beim Umzug saß, wie jedes Jahr die Prominenz auf der Ehrentribüne und man freute sich, so viele „Schwänzlekappen“ nebeneinander zu sehen. Werner Hack moderierte in gekonnter Weise diesen „Narrenlindwurm“ und mit der Verbrennung am Dienstag fand auch die Fasnet 1993 ihr Ende.

Über Pfingsten „tanzte der Bär“ in Kirchberg a.d.Raab in der Steiermark. Die Feuerwehr aus der Heimatgemeinde von Zünftlersgattin Hertha Bohner hatte zum Fest eingeladen. Die Sacrattles machten sich auf „Österreich“ zu erobern. Ein unvergleichliches Wochenende mit „Puntigammer“ und „rotes Mischung“. Übrigens wurde in Kirchberg auf dem „Dorfplatz“ mittlerweile ein Hinweisschild: „Freiburg 888 km“ angebracht, was auch die Badische Zeitung schon zu manchem Beitrag reizte.

Beim Spectaculum wurde Zünftler Bohner die „Jägerprüfung“ abgenommen und am 18.9. kickte man, schon traditionell gegen die Freiburger Hexen in Waltershofen.

Auf der Exerzitien-Fahrt des Narrenrates nach Oberstdorf wurde die Fasnet 94 vorbereitet, denn einiges stand der Zunft närrisch bevor. Das närrische Programm wurde besprochen und die traditionelle Schnitzelbank, war eigentlich kein Thema, da sie, wie die letzten Jahrzehnte gezeigte hatten, immer vortrefflich von Richard Fahr ausgestaltet wurde. Niemand konnte ahnen, daß wir am 17. Oktober unseren Narrenfreund Richard Fahr für immer verlieren würden. Der „Genius logi“ der Freiburger Fasnet war gegangen und hinterließ eine Lücke die schwer zu schließen war.

Doch es mußte weitergehen. Mit neuen Ideen und auf der Suche nach einem Nachfolger startete man am 11.11., bei „strahlendem“ Regenwetter in die Fasnet 1994. Am 6.12. gratulierte man noch Zünftlerswitwe Fanny Heringer zum 90.sten Geburtstag, bevor Weihnachten und Silvester dem Jahr 1993 ein Ende setzten.

„Nit mit em Kopf durch d’Wand- lieber närrische mit Verstand“ verkündete der Münsternarr als Motto für die neue Fasnet.

Wir schon zuvor den Narrenaufkleber „Wo mir sin isch vorne!“ gab die Zunft 1994 eine Telefonkarte „..stets närrisch verbunden...“ heraus. Bei einer Auflage von nur 1000 St. War diese natürlich sofort vergriffen. Aber, die Zunft war wieder einmal Vorreiter und hatte, wie sollte es auch anders sein, positiv auf sich aufmerksam gemacht. Im Programmheftle berichtet der Chronist ab sofort aus der Geschichte der Zunft und er Zunftabend führte die närrische Geschichte am 15.1. fort. Der Narrenmeister des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte und Gründer der Freiburger Hexen  Wolfgang Herterich bekam die Zunftehrenmütze verliehen und das Dreisamtäler Bauerntheater brachte „Huhn-und Hennenhaftes“. Die Schnitzelbank hatte mit Waldemar Kepleris einen „würdigen“ Nachfolger von Richard Fahr als Karikaturist gefunden. Mit profihaften Zeichnungen bestach die „neue“ Schnitzelbank.

Bevor es zum Narrentag nach Waldshut ging, hatte die Fasnetrufer noch einer „Gettipflicht“ nachzukommen. Die Oberwiehremer Kindsköpf feierten ihr 60 jähriges Bestehen. Mit einem „Glockenspiel“, sonst den Kindsköpf eigen, gratulierten die Flecklehäs als „Unterlindener Seniorenärsche“ auf der Bühne des Zähringer Bürgerhauses. Ein Klamauk aus der „Lameng“, wie’s halt nur bei uns geht.

Der Narrentag in Waldshut und das Treffen in Lenzkirch festigten wieder alte Narrenfreundschaften, über Verbandsgrenzen hinaus.

Clown „Bobby“ (Gerhard Deibert) etwas ins „Alter gekommen“ (grad emol 73) hängte sein Clownkostüm nach fast 40 Jahren an den bekannten Nagel und übergab es in jüngere Hände; aber, auch wieder ein „Fasnetruferspross“. Petra Hummel, Tochter von Jodele Kalchthaler übernahm Originalkostüm und Maske um an den Kinderbällen den Narrensomen zu erfreuen.

Das Schnurren in der „Stube“, „Froher Einkehr“, „Schwarzwaldblick“ und „Goldener Sternen“ wurde wieder zum rauschenden Erfolg.

Auch unterm Jahr wurde die Geselligkeit wieder großgeschrieben. Der 1. Mai führte vom Kanonenplatz auf Kinderwagenfreundlichem, Topfebenen Weg ins Wildtal. Wie immer marschierte EINE Gruppe los, doch das Ziel wurde meist in „Mehreren“ erreicht. (Meistens war de Weg fort...!) Die Freiburger Hexen veranstalteten erstmals ein „Spiel ohne Grenzen“, bei dem Zunft selbstverständlich teil nahm.

Am 3.Mai 1994 zog es den Narrenrat nach Baden-Baden, zur Aufzeichnung der SWF-Spielshow „die Montagsmaler“ mit Sigi Harreis. Ronald Binder, jetzt Oberzunftvogt durfte neben Ottfried Fischer, Heinz Meller, Bernd Stelter und Rolf Braun „zeichnen???“ und raten. Es war eine Mordsgaudi. Am selben Abend noch reifte der Gedanke, evtl. erstmals eine Frau die Zunftehrenmütze anzutragen. Sigi Harreis bat um Bedenkzeit , wollte sich aber baldigst entscheiden.

Das Spectaculum war vorüber, Zünftler Rainer Graf hatte im Oktober seinen 50.sten Geburtstag gefeiert und der 11.11. stand wieder vor der Tür. „Neubürgermeister“ Otto Neideck stach das Faß an und Vize Markus Weber humpelte, wieder einmal an Krücken durch die Landschaft, Dieses mal war es das gebrochene Fersenbein das ihn an den „Stock fesselte“.

Das Jahr ging ohne weitere Blessuren zu ende und kurz vor Jahresschluß erreichte uns die Zusage von Sigi Harreis, die Zunftehrenmütze 1995 anzunehmen. Die Fasnet war gerettet.