Das neuen Jahrzehnt, die sechziger Jahre , wurden mit einer Fasnet eingeläutet, die nicht minder spektakulär war wie die vorausgegangenen. Die Fasnetrufer besuchten anläßlich des 60. Jubiläums die Tulpengarde der Carnevalsgesellschaft Badenia in Karlsruhe. Arm in Arm mit einer "Tulpe" trällerte so manches Häs "Des isch halt Karlsruh', die Großstadt am Rhein!" Doch der Paukenschlag sollte erst im Oktober über die Bühne gehen. Nachdem Zunftvogt Hansjörg Weber im Juli seinen Stammhalter aus der Taufe hob, machten sich alle daran, den am 22. Oktober 1960 stattfindenden "Großen Oberrheinischen Narrenspiegel" in der Stadthalle Freiburg vorzubereiten. Namen wie BDK-Präsident Thomas Liessem und Narrenmeister Herbert Messmer sind genau so eng mit diesem Tag verbunden, wie der unseres Fasnetrufers Nr. 1 Willy Jäger.
Die Zunft war mittlerweile auf stattliche 38 Aktive angewachsen. So konnt eman der Zukunft, die noch Großes bringen sollte, getrost ins Auge sehen. Am 14. April 1960 schrieb der Zunftvogt an den Oberbürgermeister Dr. Brandel, daß die Zunft beabsichtige, auf dem im nördlichen Teil des Rotteckplatzes stehenden Brunnen eine Flecklehäsfigur aufzustellen. Die von Franz Spiegelhalter gefertigte Bronzefigur solle als Geschenk der Stadt überlassen werden, um so zur Verschönerung der Stadt beizutragen. Am 11. Februar 1961 war es dann soweit. Die Fasnetrufer übergaben im Beisein der Narrenprominenz dem Verkehrsdirektor Philipp "Fips" Ernst, in Vertretung des Oberbürgermeisters, den Narrenbrunnen, der heute seinen endgültigen Platz vor dem Colombi-Hotel gefunden hat. Mit Ehrenurkunden wurden die Spender aus der Zunft und der Freiburger Geschäftswelt für ihren "Brunnenbaustein" (Spenden von DM 5,-- bis sage und schreibe DM 100,--) geehrt und bedankt. Somit war durch den Brunnen nun die Tatsache auch öffentlich, wer in Freiburg die Erznarren Nr. 1 sind.
Das Jahr 1962 brachte für die Narrenstadt Aachen einen Höhepunkt. Die Fasnetrufer waren mit einer Delegation in die Stadt "Wider des tierischen Ernstes" angereist, um Pater Rochus Spieker als Paten bei der Ordensverleihung beizustehen. Der Rätschentanz sowie die Darbietung der "Callas-Parodie" von Jodele und Mecki riß zu Beifallsstürmen hin und Präsident Jacques Königstein bekräftigte, daß es für Narren wie für Karnevalisten leicht sei, übereinstimmende Gespräche zu führen und sich nach dem Abschied in guter Erinnerung zu behalten.
Auf der Heimreise kehrte man noch in Stuttgart bei der Karnevalsgesellschaft "Möbelwagen" zu einem Festbankett und Festabend an. Auch toste der Beifall und die Flecklehäs hatten gezeigt, daß sie auch außerhalb der Stadt, so die Badische Zeitung vom 30. Januar, "überall so herzlich willkommen sind wie in ihrer Heimatstadt". Die Fasneteröffnung, die wegen eines Grubenunglücks im Saarland auf Anraten des V.O.N. um eine Woche verschoben wurde, lief als eine "farbenprächtige Schau der Narren" in der Stadthalle über die Bühne.
Narrio Tollitatis, der große Geist der Narren, gab am Schmutzigen Dunschdig "seinen Jüngsten" Ignaz Fasnet, nach langer Überredung für fünf Tage frei, somit war die Fasnet 1966 gerettet.
Die kommenden Jahre brachten Ehrungen. So wurde Walter Lazzarini 1963 zum Ehrennarr der B.N.Z. und Hansjörg Weber 1964 zum Oberzunftvogt ernannt. Die Fasneteröffnungen fanden nun im "Europäischen Hof" (Europ) statt, die Zunft bestand nun aus 47 aktiven Hästrägern und als im Jahr 1965 Ronald Binder zur Zunft stieß, wurde eine neue Ära der Bühnenfasnet für die Zunft eingeläutet. Die Zunftabende wurden zu regelrechten Highlights. Man erinnere sich nur an den Auftritt der Beatles (Franz Albrecht, Peter Bilger, Alfred Kalchthaler und Hansjörg Weber) von dem die Presse zu berichten wußte: "Nie hat man sich so herzhaft amüsiert und gelacht wie bei den Fasnetrufern in diesem Jahr". Jodele und Mecki mit ihrem unerschöpflichen Repertoire, aber auch "Clown Bobby" waren mittlerweile eine Institution. Nach dem Motto "Die Langweil wird abserviert - die Herzen, der Narr regiert" reiste man zum Narrentag nach Laufenburg an den Hochrhein (war des nit im "Salme" in Rhina???).
Eine Parade närrischen Humors brachten die Fasnetrufer 1966 auf die "Bretter" des Kolpingshauses. Ebenfalls trat eine neue Figur in Erscheinung. Von Richard Fahr und Willy Jäger erdacht, trat Ronald Binder als lebendig gewordener Wasserspeier vom Münster als Münsternarr vor das närrische Volk und glossierte trefflich das Freiburger Lokal-Kolorit. Ebenfalls war das "Fasnetrufer-Ballett" geboren. Ernst Schüler, Franz Albrecht, Klaus Holzmann, Werner Hack, Gerhard Deibert, Werner Müller und als radschlagende Vortänzerin Alfred Kalchthaler, wirbelten, einstudiert von Lotti-Hoffmann, mit einem flotten Can-Can über die Bühne. Es wurden Standartnummern, die in den kommenden Jahren immer ausgereifter wurden.
Im Jahre 1967 wurde die Fasneteröffnung zu einer riesigen Schau. So mancher erinnert sich noch an den Aufmarsch der Narrenzunft Möhringen. Aus den "Kindergartenkindern" vom vergangenen Jahr wurden schnell Erstkläßler und das Ballett brillierte als "Playboy-Häschen". Ihr Ballettdebüt gaben in diesem Jahr Herbert Walter und Peter Bilger. Nummern, wie die bereits zur Tradition gewordene Schnitzelbank von Oberzunftvogt Hansjörg Weber und Richard Fahr, die Putzfrauen vom Rathaus "Besele und Stäubli" (Werner Müller und Ronald Binder), Hebbi und Winzig, Jodele und Mecki, zogen sich auch in den kommenden Jahren unvergleichlich durch die Zunftabende sowie die Kappensitzungen der B.N.Z..
Die Erstkläßler hatten sich 1968 zu Gymnasiasten gemausert, das Ballett legte einen gekonnten "Charleston" auf das Parkett und im großen Klamauk fand man sich im Wilden Westen wieder. Texas-Lilly (Hansjörg Weber), Hoss Cartwright (Hans Hauk) und Little Klaus (Klaus Holzmann), Sheriff Fuzzy (Franz Albrecht), Doc (Herbert Walter) ließen das Kolpinghaus zum Saloon werden. Daß das Gerangel um Texas-Lilly und Black Jack dem Killer (Werner Müller) auch Barmann Pinky (Helmut Widmann) und den "Chef von det Jantze" Salooninhaber Ronald Binder nicht unberührt ließ, zeigte die anschließende "Massenschlägerei", wie sie ein John Ford in Hollywood nicht besser hätte inszenieren können.
Die Zunft wuchs, viele Freunde und Gönner gesellten sich zu den Fasnetrufern und wie jedes Jahr wurden die Flecklehäs ihren Ansprüchen gerecht. Auch der Narrensome war auf eine stattliche Zahl angestiegen, gaben sich doch die Zünftler auch unterm Jahr alle Mühe, ihr "Soll" zu erfüllen. Die Gymnasiasten "Erichle, Willy, Kurt-Georgli und Franz-Josef" wurden 1968 zur Musterung berufen, was bei dieser Truppe selbstverständlich mit viel Humor gespickt war. Studenten, Sex und Onassis beschäftigte die Schnitzelbank und nach dem Fasnetsmotto "Närrisch sein, das ist nicht schwer - doch Narr zu sein dagegen sehr" agierten die Fasnetrufer im Saal, auf der Bühne und selbstverständlich, wie es das alemannische Brauchtum will, auch auf der Straße. Zum ersten Mal fuhr auch ein Flecklehäs von 's Ganter's als Werbeträger durch die Stadt und pries den "Hellen Bock" an. Das Jahr neigte sich dem Ende zu, die Zunft trauerte um ihren verstorbenen Oberzunftvogt August Fritz, doch schaute man voll zuversicht ins neue Jahrzehnt. Man rief noch fröhlich und närrisch Helau und hatte sich für die siebziger Jahre noch einiges vorgenommen, was wieder, nach alter Fasnetrufermanier, in der Stadt und im Umland, von sich reden machen sollte.